Alte Liebe rostet nicht…

…oder vielleicht doch?

Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern wann ich Fan vom TSV 1860 München geworden bin. Es war wohl irgendwann mit fünf oder sechs Jahren als mich mein Vater das erste mal ins alte Stadion an der Grünwalder Straße mitnahm. (Aus heutiger Sicht ist es alt und hat auch bestimmt nichts ehrwürdiges.) Die durchaus regelmäßigen Besuche formten eben diese mittlerweile mehr als dreißig Jahre alte Liebe, die sich auch von zwischenzeitlicher sportlicher Drittklassigkeit nicht abschrecken ließ. Allerdings ist bei mir mittlerweile ein Punkt erreicht an dem es mir wirklich schwer fällt die Loyalität für den Verein aufrecht zu halten.

Ich meine man kann sich ja irgendwie daran gewöhnen, dass es sportlich einfach nicht für die erste Fußballklasse, oder auch nur die Chance an dieser zu schnuppern, reicht. Ebenso kann man sich bzw. habe ich mich schon daran gewöhnt, dass es aus finanziellen und historischen Gründen eben unabdingbar ist das Spielerpotential immer wieder abgeben zu müssen (Inkl. den Möglichkeiten das mannschaftliche Potential irgendwann, irgendwie auszubauen und sich vielleicht doch noch einmal im Fußballoberhaus beweisen zu können).

Der Verein stolpert halt immer wieder zwischen Anspruch und Wirklichkeit herum. Wobei ich nicht beurteilen kann ob die diversen Ansprüche wie eigenes Stadion, Aufstieg in die erste Liga, Etablierung in der ersten Liga, usw. seitens der Vereinsführung bzw. des Managements gestellt werden oder ob diese aus dem medialen Münchner Umfeld bzw. den Fans erwachsen. Für mich hat sich irgendwann die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Löwen eben ein, so hart das vielleicht auch klingen mag, zweitklassiger Verein sind und es vielleicht mittelfristig kein schlechtes Motto wäre nach dem Prinzip „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ zu handeln.

Ich war im vergangenen Jahr, trotz aller berechtigten Bedenken, am Ende doch jemand der die Möglichkeiten mit dem Investor eher positiv sah. Sportlich gab es einen dementsprechend guten Beginn in die aktuelle Saison. Ich war also wirklich positiv gestimmt. Irgendwann kamen aber dann diese typischen Themen wieder hoch die für einen Verein stehen bei dem es eben doch ständig brodelt. Bei dem, aus meiner Sicht, irgendwann dann sich doch die Selbstdarsteller wieder in den Vordergrund drängen und der Meinung sind ihren unqualifizierten Senf dazugeben zu müssen.

In der aktuellen Saison bzw. im vergangenen Jahr war es das leidige Thema des eigenen Stadions mit dem, aus meiner Sicht, das Chaos erneut begann bzw. offensichtlich wurde. Wie es der Teufel will begann die sportliche Stagnation mehr oder minder zeitgleich durch die hier aufkommende Unruhe im Umfeld. Ob der Trainer in dieser Situation als Schuldiger anzusehen ist… damit tue ich mir immer schwer. Klar sollte ein Trainer eine entsprechende soziale Kompetenz mitringen um einen solchen Unruheherd durch eigenes Auftreten zu kompensieren. Das hat Rainer Maurer wohl nicht geschafft. Okay. Was allerdings dann im Winter bzw. zum Ende des vergangenen Jahres abging. Diese unsägliche Diskussion mit, über und um den Investor Hasan Ismaik das ließ mich dann doch an dem gesamten Konstrukt zweifeln.

Ich kann die Argumente beider Seiten verstehen. Hier stehen die Interessen eines Traditionsvereins dort die berechtigten finanziellen Gesichtspunkte. Nur wie man hier, speziell in der Öffentlichkeit mit einander umgeht… beim FC Bayern hieß es früher „FC Hollywood“.

Wie gesagt als Löwenfan ist man so einiges gewöhnt. Man muss vielleicht auch eine gute Menge Leidenspotential mitbringen. Ich gebe allerdings zu, dass bei mir eine Schmerzgrenze erreicht ist. Es geht mir hierbei nicht um das Thema erste Liga. Das ist, dank der diversen Zwischenrufe, eh nicht mehr erreichbar. Es geht mir auch nicht um ein eigenes Stadion. Dieser Zug ist so etwas von durch. Wenn ich finanziell mit dem Rücken an der Wand stehe kann ich keinen auf „dicke Hose“ machen.

Ich hätte mich gefreut wenn basierend auf der soliden letzten Saison im der aktuellen ein Trend nach oben zu bemerken gewesen wäre. Die reelle Chance auf den Relegationsplatz und packende Spiele an der Spitze der zweiten Liga. Gleichzeitig möglichst weit kommen im Pokal um durch die hier zu verdienenden Gelder eine Konsolidierung der Finanzen hinzubekommen. Somit hätte man für die Saison 2013/2014 eine gute Basis legen können um wirklich oben mitzumischen.

Ich sehe aktuell nichts davon. Mal wieder. Die Sechziger dümpeln mal wieder im Niemandsland der sportlichen Zweitklassigkeit. Auf Managementebene ist es noch nicht einmal Zweitklassig. Ich sehe hier kein mittelfristig tragfähiges Konzept, auf neudeutsch einen wirklichen Businessplan.

All das bringt mich dazu über meine „alte Liebe“ nachzudenken. Ich werde jetzt bestimmt nicht vom blauen zum roten aber ich habe einfach keine rechte Lust mehr mitzubekommen wie eben nichts vorwärts geht. Vor allem da sich an dieser Situation auch zukünftig wohl nichts ändern wird. Eine wirkliche Perspektive hat dieser Verein mit seinem Gebaren nicht wirklich. Das betrifft sowohl die Traditionalisten wie auch die Investoren. Gewinnen wird hier keiner. Verlieren werden am Ende der eigentliche Verein, die Fans und die Stadt München.

Ob ich mir das, wenn auch nur aus der Ferne, antun möchte? Ich glaube nicht…